Es geht los!
Vergangene Woche habe ich mit drei Freunden einen kleinen Roadtrip in den Südwesten der Dominikanischen Republik gemacht. So mieteten eine Britin, ein Curaçao und zwei Deutsche ein Auto und machten sich von Santo Domingo aus auf den Weg.
Tag 1: Von Santo Domingo bis nach Barahona (pinke Linie auf der Karte s.o.)
Nachdem wir den ersten vorgeschlagenen Stopp – irgendwelche Ruinen nahe der Hauptstadt – übersprungen haben, machten wir unsere erste geführte Tour in Las cuevas del Pomier in San Cristóbal. Insgesamt umfasst das Gebiet 55 Höhlen, von denen man allerdings nur sieben besichtigen kann. Also Helm auf und los ging‘s! Wir haben viele interessante Informationen erhalten und konnten mehrere Höhlenmalereien der damaligen indigenen Bevölkerung namens Taínos entdecken. Diese Höhlenmalereien sind vor fast 2.000 Jahren entstanden.
Unser nächster Stopp waren die Dunas de Baní in der Nähe von Baní. Kurz bevor wir die Sanddünen, die unter Naturschutz stehen, erreichten, sprangen wir aus dem Auto, da wir zum ersten Mal Leguane sahen. Inmitten der Leguanen liefen auch ein paar Ziegen umher und eine wollte tatsächlich unsere frischgeschmierten Käsebrote aus dem Auto stibitzen. Nachdem wir genügend Fotos geschossen haben, erklommen wir die bis zu 35 m hohen Sanddünen. Wir kamen gut ins schwitzen, als wir die Düne direkt am Meer bestiegen – eine wunderbare Aussicht über Strand und Meer.
Nur einige Kilometer weiter fuhren wir an den Salinas de Baní vorbei – Salzminen, in denen das Salz in verschiedenen Terrassen bzw. Stationen aus dem Meerwasser gewonnen wird.
Am Abend erreichten wir schließlich unser Tagesziel – die Küstenstadt Barahona, gegründet 1802 und mittlerweile ein beliebtes Touristenziel. So viel haben wir gar nicht von der Stadt gesehen, da wir im Dunkeln ankamen. Wir waren einfach froh, eine passende Unterkunft gefunden zu haben. Die Einrichtung des 4-Bett Zimmers hatte ein Charme des letzten Jahrhunderts. Sabrina und ich scherzten beim genaueren Hinsehen, dass wir uns in einem Escapegame befinden und suchten nach Hinweisen.
Tag 2: Von Barahona bis zur Laguna de Oviedo (blaue Linie, s.o.)
Nach dem Frühstück setzen wir uns wieder in das Auto und machten uns auf den Weg. Wir fuhren entlang der Küstenstraßen, kamen an atemberaubenden Stränden zur linken Seite und wunderschönen Hügeln zur rechten Seite vorbei. Fast jede Stadt oder Dorf in der Dominikanischen Republik entlang einer touristischen Strecke hat am Ortseingang oder mitten im Ort den Ortsnamen in großen bunten Buchstaben gegossen (s.u.). So machten wir es uns zur Aufgabe an jedem Ortsnamen auszusteigen und ein Foto in verschiedenen Posen zu machen. Okay, ein Foto ist untertrieben – ich glaube am Ende hatten wir ca. 400 Fotos von (ich glaube) sechs Ortsnamen und Umgebung. In den kleineren Orten, wo sich der Ortsname mitten im Dorf befand, schmunzelten die Einwohner*innen über uns. Naja, wir müssen auch ein witzigen Eindruck gemacht haben – vier Tourist*innen springen aus dem Auto, schießen viele Fotos, sprechen Englisch und nach fünf Minuten verschwinden sie wieder.
Zwei Stunden später erreichten wir unser Ziel – La laguna de Oviedo. Die Lagune besteht aus über 40 Inseln, auf den verschiedene Pflanzen und Kakteen wuchern. Wir machten eine ca. 2-stündige Bootstour um verschiedene Vogelarten und noch mehr Leguane zu beobachten. Absolute Highlights waren erstens die Nashornleguane, welche ein kleines Horn auf der Nase haben, und zweitens die Flamingos. Des Weiteren konnten wir Pelikane, Möwen, Reiher und andere Vogelarten sichten.
Auf dem Rückweg zum Hotel in Barahona – ja, wir hatten uns dazu entschieden im selben Escapegame-Hotel noch eine weitere Nacht zu verbringen – machten wir einen Stopp im Ort Los Patos.
Uns knurrten nämlich unsere Mägen und so suchten wir uns einen Tisch an der Flussmündung. Wir bestellten pescado frito y tostones (dt. frittierten Fisch und frittierte Kochbananen). Der Fisch wird hier stets frisch zubereitet und besonders auffällig an der dominikanischen Küche sind – neben Reis und Bohnen – die frittierten Speisen. Anschließend machten wir einen kurzen Verdauungsspaziergang am Strand. Danach setzten wir unseren Weg fort und kamen zeitgleich mit dem Sonnenuntergang im Hotel an.
Tag 3: Von Barahona an den Lago Enriquillo (orangefarbende Linie, s.o.)
Zu diesem Zeitpunkt waren wir der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince näher als der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo. Wir waren quasi nur einen Katzensprung von der dominikanisch-haitianischen Grenzen entfernt, was auch durch die vielen Straßenkontrollen und Militärstützpunkten zu spüren war. Auf dem gesamten Trip wurden wir mehrmals kontrolliert. Oftmals reichte nur das Runterschrauben der Fenster, aber an einigen Kontrollen wurde unser Kofferraum kontrolliert und nur einmal unsere Pässe. Witzigerweise wollten die Polizisten nicht ein einziges Mal einen Führerschein oder Fahrzeugpapiere sehen. Bei einer der Kontrollen ließ uns der Polizist nur fahren, nachdem wir ihm etwas Geld „für eine Limonade“, wie er sagte, in die Hand drücken mussten. So viel zur Korruption im Lande – und das war Korruption nur auf kleinster Ebene!
Naja, zurück zum See. Auch hier wurden wir wieder von vielen Leguanen begrüßt. Wir stapften runter zum See und konnten unseren Augen nicht trauen – was ein einzigartiger Ausblick! Irgendwie lag etwas von einer Endzeitstimmung in der Luft. Unsere Augen fanden verlassene Boote und tote Bäume im Wasser. Der Salzwassersee liegt 40m unter dem Meeresspiegel und ist somit der tiefste Punkt in der Karibik. Gespeist wird der See aus einem Fluss, Abflüsse gibt es keine. In den letzten Jahren ist der Wasserspiegel stark angestiegen.
Dies ist auch der Grund für die zahlreichen abgestorbenen Bäume im Wasser. Vor nicht allzu langer Zeit wuchsen die Bäume in voller Pracht am Ufer. Allerdings sorgte der ansteigende Wasserspiegel dafür, dass das Ufer mit Wasser bedeckt wurde und die Bäume das Salzwasser nicht vertrugen und somit abstarben.
Auch hier machten wir eine Bootstour… um die heimischen Spitzkrokodile zu beobachten, welche bis zu 4m lang werden können. Die zwei jungen Männer, die die Bootstour durchführten, ermutigten ein Teil der Gruppe vom Boot in den See zu springen. Angeblich sei es nicht gefährlich mit Krokodilen zu schwimmen. Gesagt, getan – zwei Personen der Gruppe sprangen in den See, die Britin und ich waren mit Handyaufnahmen beschäftigt. So merkten wir nicht, wie sich die zwei Männer an dem Portmonee des Curaçaos zu schaffen machten und 2.000 Pesos entwendeten. Dies fiel ihm allerdings erst viel später auf, als wir schon längst wieder im Auto saßen und viele Kilometer entfernt waren. Nachgehende Recherchen haben sogar ergeben, dass man aus Sicherheitsgründen nicht mit Krokodilen schwimmen sollte. So haben wir mal wieder eine Lektion für‘s Leben gelernt – Lasse niemals deine Sachen unbeaufsichtigt liegen und habe kein blindes Vertrauen in die Tourguides! Schließlich ist Vorsicht besser als Nachsicht.
Nach der Bootstour hatten wir Mittagessen in einem typisch dominikanischen comedor. Ich hatte einen leckeren moro con cerdo guisado (dt. Reis und Bohnen zusammengekocht mit geschmorten Schweinefleisch). Anschließend sind wir auf einen Aussichtspunkt geklettert. Dort konnten wir die Aussicht sowohl über den See als auch über die Malereien der taínos genießen. Danach war es auch Zeit in den nahegelegenen Ort zu fahren, wo wir ein Haus über AirBnB gebucht haben. Unterwegs fanden wir die Zutaten für unser Abendessen, indem wir im Nachbarort in verschiedenen colmados fragten und ich letztendlich von einer jungen Frau die Straße runter zur Nachbarin begleitet wurde. Sie verkaufte Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch aus ihrem Garten. Bevor wir ins Haus fuhren, spielten wir im colmado noch einige Partien Billard – bei lauter Musik aus dem Bluetooth-Lautsprecher und einem Kaltgetränk. Da sich der colmado direkt gegenüber des zentralen Dorfplatzes befand, lockten wir noch ein paar weitere zahlende Gäste an. Anschließend fuhren wir gut gelaunt in unsere gemietete Unterkunft.
Was ist ein comedor?
Ein comedor ist ein kleines Lokal bzw. Restaurant in der dominikanischen Republik. Oftmals hat ein comedor nur zur Mittagszeit geöffnet, also gibt es einen Mittagstisch mit dominikanischen Speisen. Mensch kann zwischen Reis, Kochbananen, verschiedenen Fleischvarianten, Bohnen etc. wählen – je nachdem, was gerade da ist. Der Preis richtet sich nach der Größe der Portion.
Was ist ein colmado?
Ein colmado kann sowohl ein kleiner Kiosk als auch ein Tante-Emma-Laden sein. Du bekommst dort Grundnahrungsmittel und Artikel für den alltäglichen Gebrauch. Du findest in jedem noch so kleinem und abeschotteten Ort einen colmado.
Tag 4: Vom Lago Enriquillo nach Santo Domingo (grüne Linie, s.o.)
Der Roadtrip neigte sich dem Ende zu. Nachdem wir die Hausübergabe gemacht hatten, frühstückten wir in einer kleinen Cafeteria. Von dort aus traten wir den Rückweg nach Santo Domingo an. Diesmal auf dem direkten Weg und ohne großartige Stopps – außer Klopausen, kurzes Beinevertreten, Besorgung von Reiseproviant in colmados. Es war Zeit die letzten Tage nochmal Revue passieren zu lassen und ein Fazit zu ziehen. Abgesehen von den vielen Kontrollen und der Abzocke hatten wir eine wunderbare Zeit. Wir haben uns gut verstanden, waren uns überwiegend einig, haben viel gelacht und interessante Gespräche geführt.
Außerdem habe ich einen mir noch unbekannten Teil des Landes mit einer wunderschönen Landschaft und netten Menschen kennengelernt. Trotz COVID-19 Einschränkungen, wie die nächtliche Ausgangssperre oder nicht-stattfindende Aktivitäten, hatten wir einen tollen Trip. Ich bin froh, dass wir den Trip gemacht haben. Sechs Stunden später verabschiedeten wir uns in Santo Domingo.