So, nun sitze ich wieder hier in Cabarete in der Dominikanischen Republik. Allerdings anfangs ohne meinen Backpack. Irgendwo zwischen dem Check-In Schalter am Flughafen in Hamburg und dem Gepäckband am Flughafen in Puerto Plata hat sich wohl mein schöner Reiserucksack dazu entschieden, nicht mit mir weiterzufliegen. Das ist mir zwar schon einmal passiert und zwar, als ich von Buenos Aires über Frankfurt nach Hamburg flog. Damals war meine Umstiegszeit aufgrund von Verspätungen zu kurz und mein Koffer hat es nicht in den Anschlussflieger geschafft. Allerdings wurde mir in Hamburg schnell geholfen, mein Koffer wurde lokalisiert und am nächsten Tag wurde dieser mir auch schon nach Hause gebracht. Jetzt war es anders! Anhand von fünf Schritten erfahrt ihr, was ich erlebt habe und wie mensch beim vermissten Gepäck vorgehen sollte.
Schritt Eins: Ab ans Gepäckband
Natürlich wusste ich nicht, dass mein Rucksack nicht auftauchen würde. Also stand ich nach der Passkontrolle wie alle anderen Passagiere am Gepäckband meines Fluges und wartete auf meinen Reiserucksack.
Irgendwie hatte ich schon beim Check-In Schalter in Hamburg ein komisches Gefühl. Es ging alles sehr schnell. Ich fragte die Dame hinter dem Schalter, ob sie sicher sei, dass mein Gepäck bis nach Puerto Plata durchgehen würde, obwohl ich knapp sieben Stunden Aufenthalt in Zürich haben würde. Sie versicherte mir, dass es kein Problem sei. Eine Boardingkarte für den Flug von Hamburg nach Zürich bekam ich, allerdings nicht für den Anschlussflug von Zürich nach Puerto Plata. Dafür müsste ich das Flugpersonal direkt am Gate beim Boarding fragen. Mhhh … das kam mir schon etwas merkwürdig vor, aber ich dachte, dass wird schon alles.
Montagabend stand ich nun in Puerto Plata am Gepäckband und die Koffer in den verschiedensten Farben und Formen liefen an mir vorbei. Die Inhaber:innen freuten sich, nahmen ihr Gepäckstück vom Band und verschwanden im Flughafengetummel. Irgendwann befanden sich nur noch fünf Gepäckstücke auf dem Band und darum herum standen noch ca. zehn Personen, aber keiner dieser Koffer gehörte irgendeiner anwesenden Person. Was nun?!
Schritt Zwei: Lost & Found am Flughafen
Ich versuchte einen „Lost&Found“ – Schalter auszumachen. Es gab zwar einen beweglichen Schalter, allerdings kein Personal weit und breit. Nur die Personen, die dir gegen ein Trinkgeld helfen dein Gepäck zum Auto/ Taxi zu bringen, hielten sich in der Nähe auf. So richtig weiterhelfen konnten sie aber auch nicht. Schließlich hatte ich ja gar kein Gepäck, bei dem sie mir behilflich hätten sein können. Die anderen neun Personen und ich bekamen ein „Gleich kommt jemand und hilft euch weiter“ zu hören.
Eine gefühlte Ewigkeit später, war es dann soweit. Ich muss nun dazu sagen, dass wir alle ziemlich müde und kaputt von der Reise waren. Vier weitere Menschen ohne Koffer kamen auch aus Hamburg, ein Mann aus Frankfurt und die anderen Personen aus Düsseldorf. Alles deutsche Flughäfen. Ist das etwa auf das momentane „Flughafenchaos“ zu Ferienbeginn in Deutschland zurückzuführen?! Fast alle weiteren Personen waren gebürtige Dominikaner:innen, die in Deutschland leben und nun ihre Familien besuchen.
Irgendwann begann die Stimmung allmählich zu kippen. Die mittlerweile zwei Personen am „Lost&Found“ – Schalter waren sehr bemüht, es uns allen recht zu machen, allerdings wirkte der eine Mann so, als hätte er keine Ahnung davon, was er eigentlich tun sollte bzw. als würde er zum ersten Mal ein Formular für vermisstes Gepäck ausfüllen. Naja, wir fangen alle ja auch irgendwann mal an und haben keine Ahnung. Eine der Dominikanerinnen wurde mit der Zeit etwas lauter, versuchte sich vorzudrängeln, wollte/ musste unbedingt eine Rauchen (das ging dort natürlich nicht) und ließ lautstarke Kommentare von sich. Wir anderen Personen rollten nur mit den Augen, schüttelten mit den Köpfen oder konnten unser Grinsen gerade noch so unterdrücken. Ein Mann gab ihr ständig Kontra und auch die beiden Personen hinter dem Schalter ließen sich nicht von der Frau von ihrer Arbeit abbringen, so dass sie sich nach einiger Zeit beruhigte und keinen Ton mehr von sich gab.
Endlich war ich dran und konnte meine Daten angeben. Nachdem ich ein paar Informationen angab, die im Formular gefordert waren, aber die besagte Person diese nicht notieren wollte, weil sie angeblich nicht relevant seien, dachte ich mir nur „Willkommen zurück in der Dominikanischen Republik“, wo mensch bei minimalem Input einen maximalen Output erwartet. Ich war einfach nur fertig und wollte weg. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 24 Stunden auf den Beinen und hatte nicht richtig schlafen.
Nachdem mir versichert wurde, dass sich jemand bei mir melden würde, sobald es Neuigkeiten gäbe, verließ ich das Flughafengebäude nur mit meinem Handgepäck. Glücklicherweise wurde ich von Freunden abgeholt, die auf mich warteten. Endlich ging es nach Cabarete!
Schritt Drei: Warten, warten, warten ...
Dieser Schritt fiel mir besonders schwer: Geduld & Abwarten!
Am selben Abend war ich einfach zu müde, um mich noch um irgendwas zu kümmern und fiel einfach nur ins Bett. Am nächsten Morgen erwachte ich sehr früh (Danke, Jetlag!) und googelte, welche Schritte mensch beim vermissten Gepäck gehen muss und welche Rechte die betroffenen Fluggäste haben. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, wo sich mein Backpack befand. Zum Glück hatte ich mir auf Anraten meines Vaters noch vorm Check-In in Hamburg eine kurze Hose, ein Wechselshirt und Unterwäsche ins Handgepäck gepackt. Zahnbürste, Zahnputztabletten und Kamm habe ich sowieso immer im Handgepäck! Wertsachen trage ich ebenfalls stets bei mir, also war nichts wertvolles im aufgegebenen Rucksack.
Folgende Kleidungsstücke hatte ich also bei mir:
- einen Hoodie (für den Flug)
- eine Sportleggins (für den Flug)
- Wollsocken (für den Flug)
- ein T-Shirt
- zwei Tops
- eine kurze Hose
- zwei Unterhosen und einen BH
- ein Paar Sneakersocken
- ein Paar Turnschuhe

Meine Laune war im Keller. Es war heiß und aufgrund der Müdigkeit des Jetlag konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Mein Körper musste sich erstmal an die neuen Umstände gewöhnen.
Ich komme hier bei einem meiner Lieblingsmenschen unter und bekam zumindest ein weiteres Shirt, eine kurze Hose, ein Handtuch und Seife in die Hand gedrückt.
Ich rief beim Flughafen an, um mich nach Neuigkeiten zu erkundigen – mein Rucksack war noch nicht aufgetaucht und ich müsste weiterhin Geduld haben.

Ich recherchierte, dass die Fluggesellschaft bei verspäteten Gepäckstücken die Kosten für benötigte Kleidung & Drogerieartikel tragen muss. Also kaufte ich mir im SecondHand-Store einen Bikini (sehr wichtig in der Karibik!) und ein weiteres Oberteil. Das musste erstmal reichen. Schließlich hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass mein Rucksack bald ankommen würde.
Den Nachmittag verbrachte ich am Strand auf meinem Stranklaken a.k.a meinem Stoffbeutel. Dort bekam ich den erwarteten Anruf! Allerdings realisierte ich sehr schnell, dass mein Gepäck nicht gefunden wurde, sondern Informationen fehlen, die für die Suche benötigt wurden. Exakt die Informationen, die der Mann am „Lost&Found“ – Schalter nicht notieren wollte. Ich fasste es nicht! Ich gab die nötigen Informationen weiter und bekam einige Stunden später eine E-Mail mit einer Vorgangsnummer. Endlich wurde mein vermisstes Gepäck im System aufgenommen.
Am Mittwoch gab es ebenfalls keine Neuigkeiten. Nun konnte ich allerdings auf der Internetseite meiner Fluggesellschaft den Status meines Gepäcks einsehen und da stand nur: „Bag tracking continues. Please check later“.
Donnerstag stand dieser Satz immer noch dort. Ich rief also erneut beim Flughafen an und wurde von einer Person zur nächsten gereicht … bis mir die zuständige Person sagte, dass sie unterwegs sei und momentan nicht viel machen könne. Sie würde sich melden, sobald sie angekommen sei. Naja, was soll ich sagen!? Von dieser Person habe ich bis heute keinen Rückruf erhalten!
Am Donnerstagabend, also drei Tage nach meiner Ankunft, bekam ich allerdings eine E-Mail, dass mein Rucksack gefunden wurde und möglicherweise mit dem nächsten Flug nach Puerto Plata kommen würde. Ich war so erleichtert! Meine Stimmung verbesserte sich direkt. Ich recherchierte die angegebene Flugnummer – mein Gepäck kam nun aus Frankfurt. Dementsprechend bleibe ich bei meiner Vermutung, dass mein Rucksack die ganzen Tage noch in Deutschland bzw. Hamburg war. Das werde ich wohl allerdings nie erfahren.
Schritt Vier: Das WorldTracer - Formular
Falls das vermisste Gepäck nach 3-5 Tagen nicht gefunden wird, muss innerhalb von 10 Tagen das WorldTracer – Formular ausgefüllt werden. Dieses findest du auf der Internetseite deiner Fluggesellschaft. Dann ist nämlich nicht mehr das „Lost&Found“ – Büro des Ankunftsflughafens zuständig. Wie viele Tage verstreichen müssen, hängt von der Fluggesellschaft ab.
Falls das vermisste Gepäck innerhalb einer Zeitspanne nicht auftaucht, muss die zuständige Fluggesellschaft eine Entschädigung zahlen. Informationen dazu findest du ebenfalls im Internet.
Mein Flug habe ich zwar bei Lufthansa gebucht, dieser wurde aber zunächst von Eurowings und dann von Edelweiss/Swissair durchgeführt. Alles ein Kuddelmuddel! Diesen vierten Schritt musste ich allerdings nicht gehen, da mein vermisstes Gepäck innerhalb von 72 Stunden auftauchte.
Du findest auch auf der Internetseite der jeweiligen Fluggesellschaft ein Kontaktformular für die Kostenerstattung.
Mein Tipp: Die Internetseiten der Fluggesellschaften sind in der Regel sehr informativ. Recherchiert genau, da einige Schritte unterschiedlich sein können, als hier beschrieben.
Schritt Fünf: Gepäck in Empfang nehmen!
Am Freitag erhielt ich die E-Mail, dass mein Rucksack am Flughafen in Puerto Plata angekommen sei und nun für den Weitertransport vorbereitet wurde. Was aber bedeutete das?! Wann kommt endlich mein Rucksack?! Ich freute mich sehr, dass mir mein Rucksack gebracht werden würde, aber war gleichzeitig besorgt über seinen Zustand. Wie würde dieser aussehen und was ist mit dem Inhalt?
Gegen frühen Abend bekam ich einen Anruf. Da ich wieder meine dominikanische Sim-Karte eingelegt hatte, wurde die Kommunikation insgesamt erleichtert. Mein Rucksack war schon in Cabarete, allerdings fand der Überbringer meine Unterkunft nicht. Ich muss dazu anmerken, dass es teilweise weder richtige Straßennamen noch Hausnummern gibt, sondern mensch die Lage der Wohnung exakt beschreiben muss. Anscheinend waren meine Angaben nicht genau genug. Nach einer kurzen Erklärung, kam dann allerdings der Kleinbus um die Ecke, ein Mann stieg aus und reichte mir meinen augenscheinlich unversehrten Rucksack und ein Formular, dass ich unterschrieb. Wir verabschiedeten uns. In der Wohnung kontrollierte ich direkt den Inhalt und es war noch alles an seinem Platz! Ich war so erleichtert, da mir schon bei einigen Reisen im Rucksack rumgewühlt wurde und mir auch Dinge auf mysteriöse Weise abhanden kamen. Nun ist alles gut!
Eine Erfahrung reicher
Während mein Gepäck als vermisst galt, habe ich wieder mal neue Dinge über mich erfahren, da es eine komplett neue Situation für mich war. Tatsächlich bin ich erschrocken darüber, wie stark meine Laune von diesem Rucksack und seinem Inhalt abhängig war.
Oftmals rief ich mir folgendes Zitat ins Gedächtnis, um mich nicht komplett von meiner Laune beeinflussen zu lassen:
„Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ – Reinhold Niebuhr
Ich muss sagen, dass es mir nicht immer leicht viel, die Dinge gelassen hinzunehmen, obwohl ich tatsächlich ja an der Situation gar nichts ändern konnte. Ich konnte nur etwas an meiner eigenen Einstellung ändern!
Dabei sind es doch nur materielle Dinge, die mir ja eigentlich gar nicht so wichtig sind. Aber die materiellen Dinge sind mit Erinnerungen verknüpft, wie z.B. „diesen Rucksack habe ich extra für mein Südamerikaabenteuer gekauft und hat mich stets begleitet“ (Lest hier, wie alles begann!) oder „ach, das Oberteil habe ich an einem Abend getragen, der mir besonders in Erinnerung blieb“. Also es waren tatsächlich eher weniger die materiellen Dinge, sondern die damit verbundenen Erinnerungen und Momente, die meine Stimmung beeinflussten. Es fühlte sich so an, als würde ich meine Erinnerung verlieren, falls mein Rucksack nicht wieder auftauchen würde. Verrückt!
Allerdings zeigt mir diese Erfahrung ebenfalls, wie wenig ich eigentlich dann doch brauche. Natürlich sind 2-3 Oberteile und 2 Unterhosen wenig, aber auch irgendwie in dem Moment ausreichend. Hier in der Dominikanischen Republik ist es momentan nämlich einfach so heiß, dass ich abends oder morgens die Kleidungsstücke mit der Hand waschen konnte und diese innerhalb kurzer Zeit trockneten. Als ich meinen Rucksack öffnete und meine gepackten Kleidungsstücke betrachtete, dachte ich mir nur so: „Wer soll das denn bitte alles anziehen?!“ – und dabei würde ich behaupten, dass ich noch zu den Menschen zähle, die wenig mitnehmen. Nun werde ich meine Packliste wohl erneut überarbeiten.
Jetzt werde ich allerdings erstmal einen Zettel mit meinen Kontaktdaten in meinen Rucksack legen (für den Fall der Fälle) und danach werde ich nach und nach meinen 5 Lieblingsplätzen in Cabarete einen Besuch abstatten und meinen Urlaub in vollen Zügen genießen!


Vielen Dank, dass Du dir die Zeit zum Lesen meines Artikels genommen hast! Hat dir der Artikel gefallen, hast Du Fragen oder Anregungen? Hast Du weitere Tipps für vermisstes Gepäck? Dann lass’ gerne einen Kommentar da.
Thanks again!