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Unter Palomer@s

Posted on 18. Januar 202016. März 2024 by Mariel

Nach dem Abitur absolvierte ich meinen weltwärts-Freiwilligendienst im Projekt Casita la Paloma. Ein ganzes Jahr war ich dort. In dieser Zeit fing ich auch an zu schreiben. Ich habe die Zeit in dem Projekt sehr zu schätzen gewusst. Ich war gerne dort und habe mit den Kindern, Jugendlichen und educadores (dt. Erzieher*innen) Fußball gespielt, Mate getrunken, gelacht, geweint und viel über Land und Menschen erfahren. An dieser Stelle möchte ich das Projekt kurz vorstellen.

 Die Casita la Paloma war ein Tageszentrum Centro del día für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ab 12:00 Uhr kamen die Kinder und Jugendlichen ins Projekt, bekamen dort von Montag bis Freitag eine warme Mahlzeit, hatten die Möglichkeiten zu duschen und Zeit mit ihren Freunden zu verbringen. Je nach Alter wurden sie verschiedenen Gruppen zugeordnet und in täglichen Gruppenphasen wurde zu ausgewählten Themen inhaltlich gearbeitet. Darüberhinaus hatten die Kinder und Jugendlichen auch Zeit zur freien Verfügung, wo alle den eigenen Interessen folgen konnte. In dieser Zeit wurden viel Fußball und andere Spiele gespielt, gemalt oder mensch hat sich einfach unterhalten. Der Tag endete um 17:00 Uhr mit einer gemeinsamen merienda, in der Kakao getrunken und Kekse gegessen wurden. La Paloma war für die Kinder und Jugendlichen nicht nur ein Zufluchtsort, sondern auch Treffpunkt und Abwechslung zum oftmals schwierigen Alltag.
 
Zum Nachlesen: In meinem ersten Zwischenbericht (Blogeintrag vom 18.11.2010) habe ich das Projekt ausführlich beschrieben.

Leider wurde den Kindern und Jugendlichen dieser Ort im Oktober 2018 genommen. Das Projekt musste nach mehr als 30 Jahren die Türen schließen. Die educadores verloren ihre Arbeit und ca. 50 Kinder und Jugendliche ihren wichtigen Rückzugsort. Das Projekt erhielt damals hauptsächlich finanzielle Unterstützung von der evangelischen Kirche. Zum Schluss konnte die Kirche das Projekt aufgrund einer  finanziellen Notlage nicht mehr halten. So kam es zur Schließung! Fehlende finanzielle Mittel für soziale Projekte sind auch in Argentinien nicht selten. 

Die Idee der Casita la Paloma lebt weiter!

Zum Glück gibt es jedoch engagierte Menschen, ehemalige educadores, die sich nach wie vor für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einsetzen. So haben die Kinder und Jugendlichen auch heute noch die Möglichkeit an zwei Tagen der Woche an Aktivitäten teilzunehmen. An einem Nachmittag wird zu bestimmten Themen gearbeitet. Dafür stehen der Gruppe Räumlichkeiten einer anderen Organisation/Verein zur Verfügung. An einem weiteren Tag wird Fußball auf einem angemieteten Platz gespielt. Die Erwachsenen, die diese Aktivitäten begleiten, machen das ehrenamtlich und tragen die entstehenden Kosten (Materialien, Platzmiete, Snacks, Getränke) selbst. Hauptberuflich sind sie alle in anderen Einrichtungen beschäftigt. Diese beiden Tage werden nach wie vor sehr gut von den Kinder und Jugendlichen angenommen.

Ein Ferienausflug

Per Siebdruck entstehen Poster

So fand in den argentinischen Sommerferien ein Treffen für Jugendliche ab zwölf Jahren statt, organisiert von den educadores. Es wurde ein Bus organisiert, um die Gruppe zu einem Häuschen mit Garten und Pool am Stadtrand zu bringen (evtl. vergleichbar mit einem Schrebergarten in Deutschland). Sowohl der Busfahrer als auch der Besitzer des Häuschen waren Bekannte/Freunde einer der educadores und so konnten die Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Ohne diese Kontakte wäre so ein Tag nicht möglich gewesen!

Ich wurde ebenfalls eingeladen und so stand ich pünktlich um 9:00 Uhr am verabredeten Treffpunkt, um nochmals in der Welt der palomer@s einzutauchen. Ein Jugendlicher war bereits vor mir am Treffpunkt, aber alle anderen ließen noch auf sich warten. Als auch endlich die letzten Zuspätkommenden eintrudelten, setzte sich der Bus mit ca. 25 Kindern und Jugendlichen eine Stunde später in Bewegung. Vor Ort angekommen, wurde zunächst alles im Garten aufgebaut (Tische, Stühle, Slackline, Spiele, Musikanlage etc.). Anschließend konnten die Jugendlichen sich bis zum Mittagessen frei beschäftigen. Es wurde Fußball und Volleyball gespielt, im Pool geschwommen, gemalt und viel Mate getrunken. Auch ich wurde wieder sehr gut in die Gruppe aufgenommen. Schließlich waren mir noch ca. die Hälfte der Jugendlichen aus früheren Zeiten bekannt und einige erinnerten sich ebenfalls an mich. 

Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden zwei Teams gebildet, die in zwei Spielen/Disziplinen gegeneinander antraten. Bis zur merienda konnte wieder den eigenen Interessen nachgegangen werden. Zusätzlich wurden Poster und T-Shirts per Siebdruckverfahren mit dem Spruch „PARA TODXS TODO“ (dt. alles für alle) gestaltet.

Lateinamerikanische Musik, überwiegend Reggaeton und Trap, schallte aus den Lautsprechern und als ich ihnen mitteilte, dass diese Musik mittlerweile auch nach Deutschland übergeschwappt ist, konnten sie es zuerst gar nicht fassen.
Para todxs, todo // dt. Alles für Alle

Nach der merienda und einer kurzen Reflexion des letzten Jahres und Ausblick auf das laufende Jahr wurde alles verstaut und um 19:00 Uhr ging es wieder zurück. Ich denke, dass alle Beteiligten mit einem positiven Gefühl nach Hause gegangen sind. Der Pool war das absolute Highlight, da sich viele Kinder und Jugendliche nur ganz selten einen Schwimmbadbesuch leisten können und öffentliche Badegewässer gibt es hier nicht in der Nähe.

Gespräche über Träume

Einige der Jugendlichen waren zugänglicher als andere. Ich habe sehr interessante, aber auch aufwühlende, Gespräche geführt, welche ich an dieser Stelle zusammengefasst darstellen möchte.

Der Traum von einer besseren Schulbildung

Einige Jugendliche erzählten, dass sie aufgrund einer schlechten Phase bzw. Probleme bis zu zwei Jahre nicht zur Schule gegangen seien. Glücklicherweise konnten sie nach dieser problematischen Phase die Schule wieder aufnehmen. Anscheinend gibt es hier die Möglichkeit wieder in die Klassenstufe einzusteigen, die man verlassen hat. Das Wiederholen von Klassenstufen ist ebenfalls möglich. Ein weiterer Junge (13 Jahre) und sein Freund (15 Jahre) berichteten mir, dass sie gerne die Schule wechseln möchten, um eine Escuela de educación técnica zu besuchen. Diese Schulen sind weiterführende Schulen, die sowohl Fachunterricht als auch berufliche Orientierung/ Ausbildung miteinander verbinden. Dabei handelt es sich meist um technische und handwerkliche Berufe, wie z.B. Mechatroniker, Elektroniker, Ingenieur, Tischler. Leider gestaltet sich ein Schulwechsel nicht so einfach. Die Nachfrage ist sehr hoch, jedoch gibt es nur wenige Schulplätze. 

Der Traum vom Studium

Der Traum einer jungen Frau, mittlerweile ist sie 19 Jahre alt, ist das Psychologiestudium. Sie hat die Schule erfolgreich beendet, ist zielstrebig und hat sich wohl auch schon mal in die Universität eingeschrieben. Der Besuch der staatlichen Universitäten ist nämlich kostenlos. Leider musste sie das Studium vorerst auf Eis legen, da ihr die finanziellen Mittel für die Lernmaterialien und vor allem für die öffentlichen Transportmittel fehlen. Nun ist sie auf der Suche nach Arbeit, was sich allerdings schwierig gestaltet. Glücklicherweise spielt sie leidenschaftlich Fußball und ihr Team gibt ihr etwas Rückhalt. Ich hoffe, dass sie bald eine Lösung für ihre Situation findet.

Traumlos

Die ältere Schwester der angehenden Psychologiestudentin, mittlerweile 20 Jahre alt, ist das Gegenteil von ihr. Sie hat die Schule nicht abgeschlossen, konsumiert Drogen, hat kein Ziel vor Augen. Sie kann sich kaum für Dinge begeistern und nimmt nur noch selten an den angebotenen Aktivitäten teil. Sie hat einen 6-jährigen Sohn, der auch am Ausflug teilgenommen hat. Was mit dem Vater ist, weiß ich nicht. Die beiden haben sich zwar über das Projekt kennengelernt, aber sie sind nicht mehr zusammen. Die jungen Mutter wohnt mit ihrem Sohn und jüngeren Geschwistern bei ihren Eltern – wenig Raum für viele Menschen. Schwangerschaften im Jugendalter sind hier nicht selten. Eine andere junge Mutter, 23 Jahre alt, nahm ebenfalls mit ihren drei Kindern (8,4,1 Jahre alt) an dem Ausflug teil. Ihr Partner, auch ehemaliger La Paloma -Besucher, war ebenfalls dabei. Da sie keine Person haben, die auf die Kinder aufpassen kann, konnten die Kleinkinder auch am Ausflug teilnehmen.

Zeit für eine Reflektion

Solche Tage bzw. Erfahrungen regen mich zum Nachdenken an und so komme ich mal wieder dazu meine eigene Situation zu reflektieren. Das Abitur, ein abgeschlossenes Studium, einen nahtlosen Übergang ins Berufsleben und letztendlich diese Reise sind keine Selbstverständlichkeiten! In Deutschland wurde ich durch meine Arbeit im sozialen Bereich auch  mit unterschiedlichsten Lebenswelten und Problemlagen konfrontiert. Auch in Deutschland gibt es Kinder und Jugendliche, die noch nie im Kino oder im Schwimmbad waren, weil sie sich es nicht leisten können. Junge Erwachsene finden keinen Ausbildungsplatz. In diesen Momenten führe ich mir stets vor Augen, wie wichtig soziale Arbeit ist, um Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten, und wie wenig sie dann doch letztendlich wertgeschätzt wird. Sozialen Projekten werden die finanziellen Mittel gekürzt oder sogar ganz gestrichen – Nicht nur ein argentinisches Phänomen! 
 
Diesen ausführlichen Bericht möchte ich nun mit einem Satz abschließen, der im Rahmen der Reflexion und Ausblick von einem educador gesagt wurde und zwar:
„Tuvimos ese espacio. Hay que seguir imaginándolo”
(dt. Wir hatten diesen Raum. Man muss sich ihn weiter vorstellen)
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